Die Kauri Trilogie by Sarah Lark

Die Kauri Trilogie by Sarah Lark

Autor:Sarah Lark [Lark, Sarah]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2015-12-09T16:00:00+00:00


KAPITEL 10

Die kleine Rosie verstummte völlig in der Nacht, als Violet ihr erstes Kind zur Welt brachte.

Die Fröhlichkeit, die das Mädchen während der Zeit im Haus der Billers zurückgewonnen hatte, war seit Violets Eheschließung wieder geschwunden. Die Kleine starrte stundenlang teilnahmslos vor sich hin und wimmerte, wenn nachts die furchterregenden Geräusche aus Violets Bett drangen. Sie schlief schlecht und machte manchmal gar ins Bett, was wieder Violet ängstigte. Nicht auszudenken, wenn Eric dessen gewahr wurde! Sicher würde er das Kind verprügeln, wie ihr Vater es früher getan hatte, wenn Violet ein solches Missgeschick geschehen war. Insofern machte sie Rosie denn auch heftige Vorwürfe, aber es half nichts. Eher nässte die Kleine noch häufiger ein.

Violet fiel es schwer, ruhig zu bleiben und Rosies kindliche Quengeleien zu erdulden. Das Mädchen hätte doch eigentlich verständiger werden müssen, nun, da es bald sieben Jahre alt war. Aber stattdessen schien es weiter und weiter auf das Niveau eines Kleinkindes abzusinken. Mit Caleb hatte Rosie bereits die ersten Sätze gelesen – aber jetzt zeigte sie mitunter schon Schwierigkeiten, auf einfache Fragen vernünftig zu antworten. Zum Glück fiel Eric das kaum auf, er redete nicht mit Rosie. Überhaupt beachtete er sie kaum mehr als ein Möbelstück, solange sie nicht, wie am Anfang ein paarmal geschehen, nachts in sein und Violets Bett kroch. Dann ohrfeigte er sie und schickte sie zurück in das ihre – wo die Kleine dann die ganze Nacht lang haltlos weinte.

Violet bedauerte sie, aber andererseits wusste sie, dass ihr Vater sie in einem ähnlichen Fall viel brutaler gestraft hätte. Eric suchte wenigstens nicht nach Vorwänden, seinen Zorn an dem Kind auslassen zu können. Er war berechenbarer. Wenn Rosie sich ruhig verhielt und ihn nicht störte, tat er ihr auch nichts an. Violet unterließ nichts, dem Mädchen diesen Umstand klarzumachen – und wunderte sich andererseits, dass die Kleine zusehends die Sprache verlor.

Das alles war jedoch nichts gegen den Schrecken der Geburt – ein Grauen, auf das auch Violet nicht vorbereitet gewesen war und dem Rosie nicht das Geringste entgegenzusetzen hatte. Natürlich hatte man Violet gesagt, dass es wehtun würde. Die freundliche Mrs. O’Brien, ihre frühere Nachbarin, hatte ihr sogar in Andeutungen erklärt, was genau auf sie zukommen würde.

»Du wirst dann auch Hilfe brauchen«, meinte sie besorgt. »Kannst du Mrs. Travers bezahlen? Sonst würde ich auch kommen. Ich hab’s zwar nicht gelernt, aber ich hab schon sechs auf die Welt gebracht. Das Wichtigste kann ich. Dein Mann muss mir nur Bescheid geben.«

»Aber bis Eric bei Ihnen ist, ist das Kind doch längst da«, gab Violet verzagt zu bedenken und wunderte sich, was die ältere Frau daran so zum Lachen reizte.

»Ich würd’s dir ja wünschen, Mädchen«, meinte Mrs. O’Brien. »Aber wenn ich mir dich so ansehe … so ein zartes Persönchen und das erste Kind … Das wird nicht leicht werden, Violet, und erst recht geht es nicht schnell.«

Mrs. Travers, die Hebamme, äußerte sich noch weitaus besorgter. »Kleine, du hast ein so schmales Becken. Hoffentlich passt das Kind da überhaupt durch.«

Violet fragte nicht, was geschah, wenn es nicht passte.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.